Mangelerscheinungen
Da Seerosen zu den Starkzehrern gehören, es aber keinen speziell für Seerosen optimierten Dünger gibt, können meiner Erfahrung nach öfter Mangelerscheinungen auftreten.
Bisher gibt es nur wenig Informationen über das zu beobachtende „Schadbild“, welches durch den Mangel unterschiedlicher Nährstoffe hervorgerufen wird. Die aktuell beste Aufführung solcher Erscheinungen ist im IWGS Journal Vol 35-2 2020 zu finden. Hier berichten Dr. Martin Staines und Kathy Sassoon über ihre langjährigen Beobachtungen. Abgesehen von diesem Bericht kann man versuchen, parallelen zwischen Erscheinungen bei Seerosen und bekannte Mangelerscheinungen von Wasserfplanzen aus der Auqristik zu ziehen und mit der dort bekannten Lösung den Erscheinungen entgegen zu wirken.
Folgende Bilder zeigen einige von mir beobachtete Mangelerscheinungen und deren mögliche Ursachen.
Stickstoff-Mangel
Stickstoffmangel ist der bislang häufigste Mangel, den ich an meinen Seerosen feststellen konnte.
Ältere Blätter erscheinen zunächst blass grün und beginnen von den Außenrändern her vollständig gelb zu werden, bis sie schließlich absterben. Die Pflanze verliert zunehmend ihre gesamten Schwimmblätter. Falls sich überhaupt noch neue Unterwasserblätter bilden, sind diese klein und eher dreieckig in der Form. Im Extremfall, kann das Rhizom die Bildung neuer Blätter komplett einstellen und fällt trotz ausreichend Licht und Wärme in eine Art Wachstumsruhe. Bei Stickstoffmangel bilden sich kaum noch Blüten. Es besteht jedoch Verwechslungsgefahr mit dem ganz normalen Absterben älterer Blätter, insbesondere zum Ende der Saison. Um dies auszischließen, kann man einen Wassertest durchführen.
Rechts im Bild ist ein zunehmender Stickstoffmangel zu erkennen. Das kräftige Rot-Grün der Blätter weicht einem kranken blassen Grün bis Gelb.
Miniteiche mit Stickstoffmangel wiesen bei mir eine größere Algenbelastung auf. Möglicherweise gab es zudem einen Phosphor-Überschuss.
Phosphor-Mangel
Bei Phosphor-Mangel färben sich die sonst grünen Blätter an den Rändern rötlich. Bei stärkerem Mangel konnte ich an einigen Pflanzen auch beobachten, wie sich die Blätter zur Unterseite hin zusammen rollten. Dieses Symptom ist jedoch noch nicht bestätigt und könnte genauso gut das Anfangsstadium einer Stängelfäule sein (näheres dazu unter: Krankheiten).
Phosphor-Mangel bei Seerosen tritt vorallem während oder zum Ende der Blütezeit hin auf, da die Pflanzen zur Bildung der Blüten mehr von diesem Nährstoff verbrauchen.
Miniteiche mit Phosphor-Mangel hatten bei mir keine Algenprobleme.
Kalium-Mangel
Ob es sich bei diesen löchrigen Erscheinungen wirklich um Kalium-Mangel handelt, konnte ich noch nicht belegen. Das Schadbild entspricht jedoch sehr gut dem von anderen Wasserpflanzen.
Kalium ist in meinem Dünger und auch im Wasser ausreichend vorhanden und nachweisbar. Möglich wäre jedoch, dass die Aufnahme des Kaliums durch den Mangel weiterer Nährstoffe gestört ist. Die hellgrüne Farbe des Blattes könnte auf weitere Mängel hinweisen.
Anfangs bilden sich kleine transparente Stellen im Blatt, welche meist nur bei direkter Betrachtung gegen das Licht sichtbar werden. Später werden die Löcher immer größer und häufiger, bis ganze Blattbereiche absterben und ausfransen.
Magnesium-Mangel
Ähnlich wie es bei Tomaten und anderen Pflanzen bekannt ist, sind auch bei Seerosen gelbe Blätter mit grünen Blattadern ein mögliches Anzeichen für Magnesium-Mangel.
Hier ein Bild einer Jungpflanze mit typischen Mangelerscheinungen, die höchstwahrscheinlich auf Magnesium-Mangel hinweisen.
Eisen-Mangel
Als typisches Anzeichen von Eisen-Mangel sind in der Aquaristik die weißen Spitzen von besonders schnell wachsenden Pflanzen bekannt. Da auch Seerosen recht schnell wachsen, liegt es nahe, dass das frische weiße Blatt einer Jungpflanze im rechten Bild ein Anzeichen von Eisen-Mangel sein könnte.
Bei großen Pflanzen im Freiland konnte ich bisher noch keinen Eisenmangel beobachten. Vermutlich befindet sich hier ausreichend Nährstoff im Substrat und Dünger.
Bor-Mangel
Das nebenstehende Bild zeigt eine Mangelerscheinung, die ich 2020 an meiner N. ‚Arc-en-Ciel‘ beobachten konnte. Hier bin ich mir bisher nicht sicher, aber nach dem oben genannten Bericht im IWGS Journal, könnte es sich um Bor-Mangel handeln.
Das Rhizom wächst normal. Die Blätter sind teilweise verkrüppelt mit gewellten, eingebuchteten Rändern und Abweichungen in der Typischen Blattform. Bei beginnenden Symptomen erschien der Blattspalt besonders weit aufgespreizt: 90° bis fast 180° waren keine Seltenheit. Die Blütenbildung ist nahezu eingestellt und falls sich doch mal eine entwickelt, ist diese ebenfalls stark verkrüppelt.
Die Gabe von Dünger mit Bor als Spurenelement hatte bei dieser Pflanze deutliche Verbesserung bewirkt. Im Folgejahr wuchs sie wieder normal.