Schädlinge

Wie alle Pflanzen, bleiben auch unsere Seerosen nicht immer von Schädlingen verschont. Je nach Jahreszeit, Wetter und Standort hat man mehr oder weniger mit ihnen zu kämpfen.

 

Hier führe ich auf, mit welchen Schädlingen ich schon zu tun hatte und wie ich sie möglicherweise unter Kontrolle halte.

 

Grundsätzlich sei gesagt, dass bei Seerosen unbedingt auf den Einsatz von chemischen Mitteln gegen Schädlinge verzichtet werden sollte!

Diese Mittel schädigen auch jede Menge Nützlinge und andere Wasserbewohner, manchmal auch die Seerosen selbst.

Schnecken

Schnecken, im Speziellen hier Wasserschnecken, sind an für sich keine Schädlinge. Im Gegenteil: Wasserschnecken sind wichtige Lebewesen in einem gesunden Gewässer, da sie absterbendes Pflanzenmaterial und Algen schnell zersetzen und so Krankheiten, wie Fäulnis verhindern.
Nur wenn es kaum absterbendes Pflanzenmaterial oder Algen gibt und die Schnecken sich unkontrolliert vermehren, dann können sie durchaus größere Schäden an den Seerosen anrichten, indem sie die Blätter anfressen. Einige Schneckenarten, wie Spitzschlammschnecken, scheinen hier schneller an die Seerosenblätter zu gehen, als andere Arten wie Posthorn- oder Blasenschnecken.
Durch regelmäßiges Absammeln oder Einsetzen von Schnecken fressenden Fischen, kann man die Population und somit den Schaden gering halten. Gezieltes Füttern wäre auch eine Option, fördert jedoch zusätzlich die Vermehrung.
Vor dem Einsatz von Fischen sollte man sich zuvor dringend über die Artgerechte Haltung dieser erkundigen. Mini-Teiche sind für die Haltung von Fischen leider ungeeignet.
Schäden durch Schneckenfraß an jungem Seerosenblatt

Seerosenzünsler

Nachdem ein Gartennachbar mir im zeitigen Frühjahr 2022 erstmals von einem ganz besonderen Schädling an seinen Seerosen im Vorjahr berichtete, ohne den Namen zu kennen, konnte ich im Frühjahr 2022 ebenfalls erstmals die Larven des Seerosenzünslers an meinen Pflanzen beobachten.
Dieser Schädling ist meiner Meinung nach der interessanteste Schädling für Seerosen:
Die Raupen dieser Schmetterlingsart können die ersten Blätter der Seerose bereits befallen, bevor diese die Wasseroberfläche erreichen. Vermutlich halten sie sich dann in den noch zusammengerollten Blättern auf. Sobald sich die Blätter an der Wasseroberfläche entrollen, schneiden die Raupen ein ovales Stück aus dem Seerosenblatt, welches etwas größer ist, als die Raupe selbst. Dieses Stück Blatt kleben sie mit ihren Gespinnstfäden auf die Unterseite des Seerosenblattes, wo sie ungestört am Blatt fressen können. Dabei werden die Raupen nicht nass und zwischen den Blattstücken befindet sich eine Lufttasche. Sobald die Raupe sich häutet und an Größe zu nimmt, schneidet sie sich ein neues größeres ovales Stück aus dem Blatt und zieht in die größere Behausung um.
 
Das Bemerkenswerteste ist jedoch die Art und Weise, wie die Raupe ihren Standort wechselt, sobald das Seerosenblatt aufgefressen ist. Aus dem letzten verbliebenem Rest am Blatt schneidet die Raupe ein ebenso großes ovales Stück aus, wie sie es bereits auf die Unterseite des Blattes geklebt hat und löst dieses vom Blatt. Nun hat sie ein kleines schwimmendes ovales Boot aus zwei zusammengeklebten Blattschalen. Um zu einem neuen frischen Blatt zu gelangen, wartet die Raupe nicht auf Wind oder Strömung, sondern wird selbst aktiv. Sie rudert ihr Boot in Richtung neuer Blätter, indem sie halb daraus hervor kriecht und mit ihrem Körper rhytmische Ruderbewegungen im Wasser vollzieht. Auch Kurskorrekturen kann die Raupe durchführen, indem sie in ihr Boot zurück kriecht, darin herum dreht, um anschließend am anderen Ende des Bootes wieder halb heraus zu kirechen und auf dieser Seite gegensteuernde Ruderbewegungen auszuführen.
 
Für größere Seerosenpflanzen sind diese Schädlinge weniger gefährlich. In einem meiner Kübel haben sie 2022 jedoch einem ganzen Bestand an Jungpflanzen aus Eigenzuchten erheblichen Schaden zugefügt. Um die Raupen zu entdecken, muss man alle Blätter herum drehen und die Unterseite überprüfen. Findet man die typischen ovalen Blattstücke, kann man die Raupen absammeln. Oft treten viele Raupen gleichzeitig auf, die sich jedoch in unterschiedlichen Entwicklungsstadien befinden. Insbesondere die kleineren Raupen erkennt man nicht sofort, wodurch man die Befallskontrolle über einen längeren Zeitraum regelmäßig durchführen sollte.

 

Schadbild des Seerosenzünslers an jungen Seerosen
Großes ovales Blattstück auf der Unterseite eines Seerosenblattes: so versteckt sich die Raupe des Seerosenzünslers
Die Raupe des Seerosenzünslers in ihrem Versteck. Man erkennt noch einzelne Gespinnstfasern, mit denen die Blattstücke zusammen geklebt wurden
Rudernde Larve des Seerosenzünslers in ihrem Boot auf dem Weg zum nächsten Seerosenblatt

Blattläuse

Blattläuse können in warmen trockenen Sommern zu einer großen Plage werden, und unsere Seerosen stark schwächen. Miniteiche und Seerosenkübel sind von diesen Schädlingen besonders betroffen da hier Ameisen ihre Blattlausherden über den Rand der Kübel auf die Seerosenblätter bringen.
Durch regelmäßiges Abspülen mit Wasser oder Entfernen per Hand halte ich sie bei mir bisher halbwegs in Schach.
Vor kurzem las ich von einer interessanten Methode, die ich zukünftig mal versuchen werde:
 
Am Abend feuchtet man Zeitungspapier an und legt es über die befallenen Seerosenblätter. Am nächsten Morgen entfernt man diese wieder und wiederholt die Prozedur an den darauffolgenden Tagen.
Mäßiger Blattlausbefall an einem Zwergseerosenblatt

Seerosenblattkäfer / Larven

Seerosenblattkäfer bzw. dessen Larven richten meiner Erkenntnis nach den größten Schaden an Seerosenblättern an, indem sie viele Löcher und Fraßgänge erzeugen. Am Ende bleibt von den befallenen Blättern kaum was über.
Besonders häufig kann man dies an größeren Gewässern mit vielen Seerosen beobachten. Kleine Mini-Teiche und Kübel mit ausreichend Abstand zu größeren Gewässern mit Seerosenbeständen scheinen weniger stark befallen zu werden.
Im Jahr 2019 hatte ich einen leichten Befall (vermutlich durch zugekaufte Pflanzen), den ich durch das Entfernen der Larven unter Kontrolle bekam. 2020 war mein Bestand ganzjährig frei.
Es gibt Beobachtungen, wonach Bachstelzen möglicherweise die Larven der Seerosenblattkäfer von den Blättern absammeln. Denkbar wären auch andere Insektenfressende Wasservögel als Feinde, wie beispielsweise Teichhühner.
Schäden durch Seerosenblattkäfer ("durchsiebte" Blätter)
Links: Seerosenblattkäfer; rechts oben: weißes Eierpaket des Seerosenblattkäfers; rechts unten: typische Fraßspuren der Larven des Seerosenblattkäfers

Bisam/Nutria

Bisamratten und Nutrias können bei größeren Populationsdichten, erhebliche Schäden an Seerosen hervorrufen. Insbesondere die Blüten werden gerne gefressen oder zumindest angeknabbert und sehen nicht mehr schön aus. Oft laufen sie dann mit Wasser voll und öffnen sich nicht mehr richtig. Für Seerosenzüchter fällt der Schaden besonders groß aus, da ganze Kreuzungen und Samenernten vernichtet werden können.
Besonders häufig treten die Schäden an Seerosen in größeren Teichen mit Verbindung zu Gewässernetzen wie Gräben oder Flüssen auf, da sich die Tiere dort niederlassen. An Miniteichen und Kübeln konnte ich sie bisher zum Glück noch nicht beobachten.
Bisam/Nutria haben Seerosenblüten zum Fressen gern

Stockenten

Stockenten sind an sich keine direkten Schädlinge für Seerosen, dennoch können sie indirekt Schaden an den Pflanzen anrichten. Insbesondere bei Miniteichen und Kübeln konnte ich im Frühjahr beobachten, wie die Enten in den Kübeln nach Futter, wie beispielsweise Wasserschnecken, suchen. Dabei kommt es öfter vor, dass sie kleinere Seerosen oder Jungpflanzen aus den Töpfen heraus ziehen oder kleinere Töpfe umstoßen, sollten diese nicht ausreichend beschwert sein. In beiden Fällen schwimmen die Rhizome dann meist frei im Wasser herum und können eingehen, wenn man sie nicht schnell genug wieder einpflanzt. Für Züchter ergibt sich in solch einem Fall meist ein weiteres Problem: die Beschriftung der Pflanze geht verloren und eine erneute Zuordnung/Bestimmung könnte sich als schwierig erweisen. Abhilfe können Gitter über den Mini-Teichen oder Kübeln schaffen, aber bitte die Maschenweite eng genug wählen, damit keine Entenkücken drin stecken bleiben.

Enten baden gerne in kleinen Miniteichen und Kübeln

Spinnmilben

In seltenen Fällen (vorallem bei überdachten Wasserbehältern) kann es bei Seerosen zu einem Spinnmilbenbefall kommen. So bei mir 2020 an den Luftblättern einer kälteempfindlichen Seerose im Gewächshaus geschehen. Man erkennt sie an vielen kleinen braunen Pünktchen auf den Blättern.

Ein solcher Befall tritt im Freiland meines Wissens nach nicht auf bzw. konnte ich es da noch nicht beobachten.

Im Gewächshaus kann man es durch geeignete große und tiefe Kübel verhindern, indem die Blätter auf der Wasseroberfläche aufliegen und man die Bildung von Luftblättern verhindert. Eine höhere Luftfeuchtigkeit und gelegentlichen Begießen der Blätter mit Wasser hilft ebenfalls. Bei zu starkem Befall kann man die Luftblätter entfernen und bei den verbliebenen Schwimmblättern den Trick mit der Zeitung versuchen, wie er bei Blattläusen kurz beschrieben ist.

Spinnmilbenbefall von Luftblättern einer Seerose im Gewächshaus

Mückenlarven

In einigen Jahren konnte ich Mückenlarven beobachten, die an den Schwimmblättern der Seerosen gefressen haben. Ein typisches Schadbild sind vorallem stark ausgefranste Ränder der Schwimmblätter. Gelegentlich fressen sie auch weiter zur Blattmitte in kleine längliche Löcher in die Blätter.

Der Schaden durch Mückenlarven hält sich bei mir in Grenzen und ist ohne weitere Eingriffe verkraftbar. Die Förderung günstiger Bedinungen für Nützlinge schafft abhilfe.

Bild folgt bei Gelegenheit